Sonntag, 1. März 2015

Toleranz, Offenheit und bunte Vielfalt

Wenn ich an meine Kindheit zurück denke gibt es glaube ich auf der nicht familiären Ebene 3 Ereignisse von weitreicherendem Einfluss die meine Leben geprägt haben.

Ich bin 1980 in Rostock geboren, daher liegt es nahe das die Wende der größte Einschnitt war. Man kann über das System der DDR sagen was man will und ich werde hier keine Diskussion starten über Unrechtstaat und Stasi. Als die Mauer fiel war ich neun und somit hatte ich gar nicht die Reife dieses System zu überschauen.

Was ich aber weis, ist das Toleranz und Weltoffenheit immer ein Thema waren, Wir haben Friedenstauben für Melson Mandela gebastelt und uns über die Freundesländer informiert.

Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit gab es in meiner Grundschulwelt nicht, aber es gab Kinder aus Russland, Vietnam und anderen Ländern.

Rostock liegt wie die meisten wissen an der Ostsee und war damals der größte Handelshafen der DDR und im kleines Kosmos der DDR und eben auch einer 9jährigen war es ein lebendige, weltoffene und tolerante Stadt.

Darüber hinaus wurde in der DDR zumindest in den späten 80er viel Wert auf Aufklärung im Bezug aus 3. Reich gelegt. Ich glaub ich war mit 7 das erste Mal in einem KZ auf Klassenausflug und habe früh in Erzählungen meiner Großeltern und auch in Form von Gruppenarbeiten und Wandzeitungen in der Schule viel über diese schwarze Zeit gelernt.

NIE WIEDER ist wohl die schnellste und nicht ganz so komplexe Quintezensse aus dem was ich damals hörte und las.

Mit der Wende wie gesagt änderte sich viele, für mich eigentlich gar nicht soviel was meinen Grund glauben an das Gute im Menschen, Toleranz und eben NIE WIEDER NAZIS betraf.

Das zweite einschneidende Ereignis:

Rostock, LICHTENHAGEN 22.8.1992

Ich könnte jetzt noch viel über die damalige Zeit schreiben, aber ich versuche mich relativ kurz zuhalten.
Fakten sind: Ich war 12, hatte 2 kleiner Geschwister und wohnte im Nachbarstadtteil von Lichtenhagen (ja entgegen einiger Meinungen ist Lichtenhagen einfach nur einer von vielen Plattenbaustadtteilen von Rostock) und musste jeden Tag am Sonnenblumenhochhaus vorbei zur Schule. Mittlerweile war ich am Gymnasium und mit der Einheit Deutschlands hatte man sich doch recht schnell arrangiert aber ein bisschen wehte eben doch noch dieser Wind der Veränderung.
Anfangs hat man eigentlich nicht realisiert was da passierte, sicher hatte man die auf der Wiese campierenden Menschen gesehen, den Müll und hatte Mitleid. Mehr nicht!

Mein Vater ist beim Fernsehen, das ist letztlich so wichtig wie unwichtig, er war mit einem Kamerateam live vor Ort, er erzählte wie gewaltbereit und angespannt die Lage war.
am 24.August waren die Sommerferien zu ende. Normalerweise bin ich immer über Lichtenhagen zur Schule gefahren meist Fahrrad oder mit dem Bus. Diesmal fuhren wir alle über einen anderen Stadtteil man mied die S-Bahnbrücke und auch zum spielen gingen wir nicht in diese Richtung. Es fühlte sich für mich falsch an.

Ich kürze hier ab weil jeder die Ereignisse von damals im Wikipedia nachlesen kann. wikipedia

Interessanter ist die Zeit nach Lichtenhagen.

Es wurden Lichterketten für Toleranz gestartet, Aktionen an Schulen und das Thema Rechtsradikalismus war in aller Munde.

Ich glaub irgendwann in dieser Zeit fing ich an wirklich eine eigenen Politische Meinung zu entwickeln, Gott sei dank, habe ich eine sehr weltoffene, tolerante Mutter die mich unterstützt.
Sei es bei bunten Haaren, Demos oder eben meiner eigenen Entwickelung.

Mein kleiner Bruder würde sagen ich war ne "Linke Zecke" allerdings war das irgendwie auch nur dieses wenn du ne politische Meinung in den 90er hattes noch dazu in Rostock musstest du dich entscheiden Links oder Recht, Bunt oder Braun.

Meine Entscheidung war gefallen. Heute bin ich sicherlich keine Linke Zecke mehr, wobei ich immer noch Doc Martens besitze und rote Haare habe, aber die alte Lederjacke ist verschwunden und ich glaube ich bin mittlerweile das alte Leder und irgendwie gemäßigter, einfach älter was auch immer, egal.

Meine gesamte Teenagerzeit aber verbrachte ich mit eben diesen beiden Erlebnissen und dem was daraus wurde, Rostocker Antifa, Bunt statt Braun, Punkkonzerte und Sinfoniekonzerte für Toleranz und Offenheit.

Der 11. September 2001

Wie für jeden von uns der in der westlichen Welt lebt, spielt eben auch dieses Ereignis mit in meine Biografie. Für diesen Eintrag aber nur soweit das sich danach doch einiges an der Einstellung und dem Umgang änderte. Islam = Terror = Böse mit einmal schwingt da mit. Ich verstehe es nicht. Vielleicht weil ich Religionen generell nicht verstehe. Vielleicht aber auch einfach nur weil es mir zu pauschal ist. Idioten gibt es über all das hat nix mit Herkunft oder Glaube zutun.


Trotz all dieser Ereignisse blieb aber das NIE WIEDER die Verknüpfung mit Toleranz als Mittel für eine bessere Welt.


Nun aber zu dem Punkt zu dem ich eigentlich will!

Pegida, Rogida welche Gida auch immer.

Es macht mich sprachlos, traurig, hilflos zusehen das in einer Stadt wie Rostock für Rogida demonstriert wird.

Es macht mich sprachlos, traurig, hilflos zusehen das in einem Land  wie Deutschland für Pegida demonstriert wird.

Wir sind nicht unsere Großeltern oder Urgrosseltern, ich habe die Schuldfrage zum 3. Reich 100mal diskutiert aber wir sollten trotzdem aus der Geschichte lernen, aus dem 3. Reich und aus Rostock Lichtenhagen.

Ich weiß nicht wie man die Meinungen der Menschen ändern kann, wie man sie aufklären kann, Ihnen die Fehler im Denken aufzeigen, wie man Toleranz vermitteln kann.

Ich weis aber das "NIE WIEDER" und eine gesunde Neugier und damit verbundene Weltoffenheit und Toleranz unsere Welt besser macht.


"Nie Wieder" "NOPEGIDA"

Für ein tolerantes, Weltoffenes Rostock, Deutschland, Leben

Katha




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