Heute war ich bei meinem Therapeuten ... klingt doch fast wie bei Sex and the City ... nur leider geht es bei mir nicht nur um meine Beziehung zu Männern (also bis jetzt noch nicht so richtig zumindest) sondern um eine Kleinigkeit die mein Leben heißt.
Die Frage nach dem "Wer bin ich?" und "Was will ich?" "Bin ich glücklich?" stellt sich jeder mal .
Was aber wenn die Antworten nur unzureichend sind?
Was wenn wir mit dem was wir glauben zu sein, zutiefst unzufrieden sind?
Was wenn unser Leben irgendwann aus den Fugen gerät?
Mein Therapeut hat mich bereits in meiner ersten Sitzung bei Ihm zutiefst verunsichert, in dem er meinte alles was ich glaube über mich zu wissen ist falsch, ich hätte mich selbst und meine Bedürfnisse längst verloren und meine Mitte?
Ich gehören zu den Menschen die viel Wert auf das legen was andere über sie denken.
Ich möchte als klug, stark, eloquent, hübsch, lieb und fleissig wahrgenommen werden.
Ich möchte etwas Besonderes sein.
Banalität zuleben und Durchschnitt machen mit Angst.
Ich will verbissen mehr können und mehr sein.
Ich weis das ich nicht Dumm oder hässlich bin, doch das sind andere auch.
Ich hasse Überheblichkeit und predige das Unterstatment.
Aber lebe ich es selber?
Einerseits verweise ich immer wieder darauf wie chaotisch und unvollkommen ich bin, innerlich aber strebe ich nach Perfektionismus und Ordnung, die ich nicht erreichen kann.
Als Kind habe ich von meinen Eltern immer gehört das ich nach dem Besten streben soll.
Es wurde nie in Frage gestellt, dass ich Abitur mache.
Ich war nie super gut in der Schule, aber auch nicht gerade fleissig.
Ich bin mit einem tollen Zahlengedächniss und der Gabe zum analytischen Denken gesegnet.
Meine Lösungswege sind selten die einfachsten aber gerade in Ausnahmesituationen kann ich sehr flexibel denken und Lösungen finden.
Ich liebe es Wissen zu vermitteln (ich bin nicht sicher ob mein Sohn darunter leidet aber er hat noch nie auf die Frage: "Was ist das?" ein das ist das und das Punkt bekommen ... Immer folgt eine Erklärung immer rufe ich faktisch unnützes Wissen ab ...welcher 6jährige will schon was über Kapilarkräfte beim Betrachten von Moss oder über Agrigarzustände beim Betrachten von Schnee hören. Mein Kind zum Glück er saugt das hoffentlich Kindlich verpackte Wissen auf wie ein Schwamm und liebt es mich stundenlang wenn wir Draußen sind mit warum Fragen zulöchern.)
Ich möchte helfe, hasse es aber Hilfe anzunehmen weil ich mich dann minderwertig fühle.
Ich habe nie gelernt um Hilfe zubitten. Und versinke vor Scharm im Boden.
Ich schenke gern und bereite Menschen eine Freude, tue mich aber selbst unsagbar schwer damit Geschenke an zunehmen und mich über sie zufreuen .
Egal was ich tue ich, denke immer für andere mit und habe meine Ohren immer über all soweit es mit Möglich ist.
Bei meiner alten Arbeit saß ich direkt im ersten Büro hinter dem Emfang, ich wusste immer über alles Bescheid . Sei es das banale Gespräch der beiden Emfangsmitarbeiter über die neuste Bildschlagzeile oder was Filiale XYZ diesmal wieder fehlte. Häufig warf ich Lösungen für Probleme ein auch wenn ich nicht gefragt wurde.
Das alles machte mich einerseits beliebt andererseits aber auch unbeliebt. Stellte man mir Aufgaben konnte ich nicht nein sagen und war häufig von 7 bis 21 Uhr im Büro um alles zu schaffen. Meine eigene Arbeit die bis auf einige Ausnahmen relativ stupides abarbeiten beinhaltete, schob ich oft und gern nach hinten. Meine Glanzmomente hatte ich in den richtigen Ausnahmesituationen als z.b. am 24.12. das Kassensystem aller weit über 100 Filialen ausfiel oder in einem anderen Job die Ordnerstruktur eines Unternehmens mit 600 Mitarbeitern innerhalb von 6 Wochen neu organisiert werden musste.
Diese Ausnahmesituationen gaben mir Bestätigung, der gewöhnliche Alltag aber hat mich krank gemacht.
Gelangweilt von den Aufgaben, geistig unterfordert, in ihrer Quantität aber überfordert und das jeden Tag.
In fast jedem Job hab ich allein in meinem Kämmerchen gesessen, wusste ich war ersetzbar und doch in dem konkreten Moment die einzige die es gemacht hat.
Krank sein oder Urlaub war für mich immer besonderer Horror ... einerseits weil man in meine Arbeit eine andere Ordnung brachte. Andererseits weil man Fehler entdecken konnte oder Ungenauigkeiten. Meist hatte ich vor und nach dem Urlaub soviel Stress das es erholsamer gewesen wäre einfach keinen Urlaub zuhaben.
Privat ist es ähnlich, ich will die mit der schönen, gemütlichen und sauberen Wohnung sein... verplane mich aber ständig und bin immer unzufrieden mit ihrem Zustand. Vor Besuchen schaffe ich es oberflächlich Ordnung zu machen och nie perfekt. Es geht soweit das ich einen Tag bevor Besuch kommt tapeziere (zugegeben sehr stümperhaft was mich dann Wochen danach ärgert, aber es ist neu tapeziert).
Ich verliere mich in der Banalität des Haushaltes, will alles gleich und sofort und merke nicht das ich dadurch Dinge nur halbherzig mache, unnötig in die länge ziehe oder unvollendet lasse.
Putzen ja, Müll wegbringen ups vergessen. 95% des Abwasches machen den Rest stehen lassen. Wäsche waschen und dann von der Leine nehmen und als Wäscheberg rum liegen lassen. Das ganze hat einen Effekt ich habe nie das Gefühl es vollendet zuhaben oder richtig gemacht zuhaben. Immer bleiben 5% beschmutzt die wirken wie 95%, immer ist es unvollkommen und nicht perfekt.
Immer bin ich nicht perfekt... TBC
Ich habe mir deine Zeilen aufmerksam durch gelesen. Es kommt im Leben, so glaube ich, nicht immer da drauf an der oder die Beste zu sein. Nur wenn man selbst mit sich zufrieden ist wird man auch vom gegenüber respektvoll als auch freundlich behandelt. Ausnahmen bestätigen wohl die Regel, dennoch wünsche ich Dir dass du für dich einen Weg findest der Dir hilft mit deiner Problematik besser im Alltag umgehen zu können. Jeder Mensch macht Fehler und darf auch Fehler machen, egal ob man nun gut oder schlecht ist.. finde ich den Durchschnitt immer am noch am Besten, ganz vorne möchte ich nicht sein, aber das Schlußlicht sicherlich auch nicht.
AntwortenLöschenWie dem auch sei, wichtig finde ich du mußt selbst mit dir zufrieden sein und dich vorallem auch so akzeptieren wie du bist.
Viele Grüße
Martin